Die Geschichte der Kasse hat ihren Ursprung in einer legendären Epoche, die man heute vor allem aus Filmen kennt: die Zeit der Saloons und Kopfgeldjäger.

Moderne Registrierkassen haben mit den ersten Prototypen aus dem 19. Jahrhundert nur noch wenig gemeinsam. Heutige Kassensysteme basieren auf Cloud-Systemen, mit denen die komplette Geschäftsabwicklung möglich ist; unterstützt von Touchscreens und Software, die die einzelnen Zahlungsvorgänge vereinfachen.

Die erste Registrierkasse stammt von James Ritty

Er war der Besitzer eines Saloons in Dayton, Ohio, der 1879 die erste vollmechanische Registrierkasse der Welt gebaut hat. James Ritty war verärgert über die Diebstähle seiner eigenen Mitarbeiter und wollte diesem anarchistischen Geist etwas entgegen setzen. Beim Bau seiner Registrierkasse ließ sich der Erfinder von den Mechanismen inspirieren, die man in einem Dampfschiff beobachten kann.

Nach ein paar Versuchen stellten Ritty und sein Schwager John Birch die erste Registrierkasse der Welt auf die Saloon-Theke. Im Jahr 1883 meldeten Ritty und Birch „Ritty’s unbestechliche Kasse“ (aus dem Englischen: Ritty’s Incorruptible Cashier) zum Patent in den Vereinigten Staaten von Amerika an.

Im Anschluss entstand in Dayton das erste Unternehmen der Welt, das Registrierkassen herstellte. Entweder aus mangelnder Weitsichtigkeit oder wegen der Überlastung mit dem zusätzlichen Betrieb von zwei Saloons beschloss Ritty, seine Kassen-Fabrik an Jacob H. Eckert zu verkaufen, der sie kurz darauf als National Manufacturing Company an John H. Patterson weiterverkaufte.

Die erste Ritty-Kasse wurde so beliebt, dass sie illegal nachgebaut wurde. Foto: Smithsonian Museum

Patterson hat die erworbene Kassen-Fabrik in National Cash Register Company umbenannt. Der neue Eigentümer erkannte das Potential von Rittys Erfindung und investierte Geld sowie Einfallsreichtum, um sie zu verbessern. Bald wurde es möglich Bezahlvorgänge zu drucken, es wurde eine Kassenlade für das Bargeld eingeführt und eine Klingel verbaut, die den Händler auf die Öffnung der Kassenlade aufmerksam machen sollte. Das Unternehmen ist heute noch unter dem Namen NCR Corporation aktiv.

Der Übergang von der Mechanik zur Elektronik

1906 wurde die Kasse mit Elektromotor geboren. Man kann sie auch als die „Mutter“ der modernen Kasse bezeichnen.

Die automatische Erfassung der Verkäufe revolutionierte den Alltag der Händler, die sich mit einem solchen Gerät aus Messing und Schmiede-Eisen vor dem Diebstahl ihrer Mitarbeiter schützen und gleichzeitig die Abrechnung des Ladens vereinfachen konnten.

Im Laufe der Zeit wurden kleine Weiterentwicklungen unternommen, aber die eigentliche Revolution im Kassenbereich war die Einführung der Informationstechnologie – oder besser gesagt: ihre Nutzung im Handelsbereich.

Das Modell 51 der National Cash Register Company mit automatischer Wechselgeld-Rückgabe wurde 1954 auf den Markt gebracht. Foto: Smithsonian Museum

1974 wurde aus der National Cash Register Company die NCR Corporation, eine der ersten Firmen, die in die Herstellung von kleinen Rechenmaschinen investierte.

Anker war zweitgrößter Hersteller

In Deutschland gehört die Firma Anker zu den Pionieren im Bau von Registrierkassen. Bereits im Jahr 1900 hatte das Unternehmen mechanische Registrierkassen gebaut. Obwohl Anker zum weltweit zweitgrößten Hersteller von Registrierkassen aufstieg, musste die Firma im Jahr 1976 Konkurs anmelden. Der Firma gelang es nicht, Kassen für das Computerzeitalter zu bauen.

Andere große Hersteller von Registrierkassen sind die japanischen Unternehmen Casio und Sharp sowie die italienische Firma Olivetti.

Mit der Einführung der elektronischen Registrierkasse hat sich auch die Technik zum Ausdruck der Belege geändert. Zunächst wurde der Thermodruck entwickelt, dann der Inkjetdruck.

Schon früh hatten Händler die Möglichkeit, einen Produktkatalog im Voraus anzulegen, um so den jeweiligen Kassiervorgang zu beschleunigen. Außerdem konnten bei computergestützten Kassen mehrere Geräte über ein Kabelnetz an einen einzelnen Zentralrechner angeschlossen werden. Dieses System wurde in großen Geschäften, wie zum Beispiel Supermärkten, eingesetzt.

Elektronische Registrierkasse. Foto: Olivetti

Windows und Touchscreens kommen ins Spiel

1986 erschien die erste Kasse mit berührungs-empfindlichem Bildschirm, heute allgemein bekannt als Touchscreen. Das zukunftsweisende US-Unternehmen Atari hatte diese Kassen-Revolution mit dem Computer 520ST auf den Markt gebracht. Nur 20 Jahre später ist der Touchscreen eine Selbstverständlichkeit.

Bon-Drucker
Der erste Point of Sale (POS)-Touchscreen wurde 1986 von Atari auf der Comdex-Messe vorgestellt. Foto: Viewtouch

In den 1990er Jahren begannen die Registrierkassen zunehmend die Eigenschaften und Funktionen von PCs zu übernehmen. Eine Metamorphose, die durch Windows, das weltweit führende Betriebs-Systemunternehmen, ermöglicht worden ist.

Die Windows-Software – immer noch weit verbreitet – wird lokal auf einem Computer oder auf einem Gerät installiert, das für die Funktion der Registrierkasse vorgesehen ist. Das Ganze kann als Soft- und Hardware-Paket erworben werden. Große Supermärkte sind bei der Installation eines solchen Windows-Systems auf dedizierte Server angewiesen.

Eine Touchscreen-Registrierkasse mit lokal installierter Windows-Software; hier mit dem Olivetti-Explorer.

In den letzten Jahren funktionieren Windows-POS-Systeme teilweise online über die sogenannte Cloud, um den Zugriff auf bestimmte Daten zu erleichtern. Dennoch bleibt der wesentliche Teil der Software auf lokalen Geräten installiert.

Die Einführung von vollständig Cloud-basierten Registrierkassen hat die Popularität des Vorgänger-Systems (teils Cloud, teils Geräte-Speicher) nur teilweise mindern können, obwohl das Hybrid-System technologisch veraltet ist.

Kassen des 21. Jahrhunderts: Cloud-basierter POS

In den frühen 2000er Jahren wurden Anwendungen der Informationstechnologie immer häufiger eingesetzt, auch wenn sie noch nicht für jedermann zugänglich waren. Die schnelle Verbreitung von ADSL-Leitungen und dann von Glasfaser-Kabeln markiert den Wendepunkt: Das Internet wird zu einem Telekommunikations-Standard, der sowohl von Bürgern als auch von öffentlichen Einrichtungen, Fachleuten und Unternehmen angenommen wird.

Die Kasse wird erneut von Innovationen mitgerissen, um nun zu ihrer modernsten Version, dem auf der Cloud basierenden Kassensystem, zu gelangen.

Ein Cloud-basierter POS besteht aus physischen Geräten (Kartenleser, Smartphone oder Tablet) und Software (App), die über das Internet mit einer externen Datenbank verbunden sind. Dies ermöglicht es, Kartenzahlungen jederzeit und überall zu akzeptieren.

iZettle Pro Kassensystem mit iZettle Reader und Tablet
Das iZettle Pro Kassensystem ist Cloud-basiert. Foto: iZettle

Die modernen Kassensysteme sind in der Regel modular aufgebaut und können den jeweiligen Bedürfnissen angepasst werden: Neben einem Kartenleser können kompatible Beleg-Drucker, Barcode-Scanner und Kassenladen angeschlossen werden.

Aber die Entwicklung hört nicht bei den Geräten auf. Die neuen Systeme zeichnen sich durch eine immer leistungsfähigere Software aus. Diese ist nun in der Lage, die Back-End-Funktionen (Statistik, Buchhaltung, Bestandsverwaltung, Produkt-Katalog) und die Front-End-Funktionen für die Check-Out-Phase des Kunden in einer einzigen Anwendung zusammenzuführen.

Zu den Unternehmen mit Cloud-basierten Zahlungslösungen gehören iZettle, SumUp und Concardis. Im Gastronomie-Bereich gibt es meist besondere Lösungen wie iZettle Pro. Außerdem gibt es hier Anbieter, die sich fast ausschließlich auf den Gastro-Bereich konzentrieren wie Gastrofix und Orderbird; beides Unternehmen aus Deutschland, die auch im europäischen Ausland aktiv sind.