Vor dem Hintergrund von Abstandsregeln, Kontaktreduzierung oder sogar Kontaktvermeidung stellt sich die Frage, welche Zahlungsmethoden ohne Kundenkontakt Händler ihren Kunden neben der kontaktlosen EC-Zahlung noch anbieten können.

Kontaktloses Bezahlen am Terminal der Supermarktkasse ist nur ein kleiner Schritt zur Kontaktreduzierung. Die Berührung der Karte mit dem Gerät erfolgt meist trotzdem, da die Karte häufig nicht nur an das Kartenterminal herangehalten, sondern darauf gelegt wird. Außerdem kann es passieren, dass man zur PIN-Eingabe aufgefordert wird; insbesondere bei Beträgen über 50 € – teilweise auch schon ab 25 €.

Ein ganz anderes Problem bei der Bezahlung stellt sich, wenn man sein Geschäft schließen musste und mangels Onlineshops nur telefonische Bestellungen oder solche per E-Mail annehmen kann. Eine Barzahlung bei Lieferung an der Wohnungstür kann vor allem bei Kunden schwierig werden, die sich in Quarantäne befinden oder sich freiwillig abschotten.

Kontaktloses Bezahlen am Kartenterminal

Keime wie Bakterien oder Viren sind auf häufig berührten Oberflächen weit verbreitet, aber wussten Sie, dass das PIN-Tastenfeld eines Kartenterminals der am stärksten kontaminierte Ort in einem Geschäft sein kann?

Sie können das Terminal häufig reinigen, aber es wird nur so lange desinfiziert sein, bis die nächste Person es berührt. Aus diesem Grund fördern viele Geschäfte jetzt die kontaktlose EC-Zahlung, wobei auch bei vielen Kreditkarten das kontaktlose Bezahlen möglich ist.

Bargeldlos kann man zum Beispiel mit EC- oder Kreditkarte zahlen

Durch die Kontaktloszahlung kann der Kontakt zum Bargeld vermieden werden, und bei Beträgen unter 50 € (teilweise nur bei Beträgen unter 25 €) muss man meistens keine PIN eingeben, wie man es vom Einstecken der Karte (Chip-Zahlung) her kennt, womit auch die Berührung des Kartenterminals mit den Fingern unterbleiben kann.

Kontaktlose Zahlungen über ein Kartenterminal können auf verschiedene Art und Weise erfolgen. Die verschiedenen Möglichkeiten werden im Folgenden aufgeführt.

1. Karten mit Kontaktlos-Funktion

Der Handels­verband Deutsch­land (HDE) schätzt, dass in Deutsch­land mindestens 800.000 Kartenterminals an den Kassen für kontaktlose Zahlungen freigeschaltet sind. Damit ist die Kontaktlos-Funktion bei den Kartenterminals im Handel bereits weit verbreitet, da es laut HDE insgesamt circa eine Million Terminals geben soll, wie es bei der Stiftung Warentest heißt.

Die Technologie hinter der Kontaktlos-Zahlung ist die Nahfeldkommunikation (NFC), die zur Identifizierung der jeweiligen Karte Radiofrequenzen verwendet.

Mit allen Debit- und Kreditkarten, auf denen das Symbol für kontaktloses Bezahlen abgebildet ist, kann man die Kontaktlos-Funktion an einem NFC-Terminal nutzen, sofern diese Funktion bei der jeweiligen Karte freigeschaltet ist. Die Akzeptanz der Kontaktlos-Zahlung ist ein Muss für Händler, die regelmäßig Waren oder Warenkörbe für weniger als 50 € pro Kunde verkaufen.

Kontaktlos-Logo
Symbol für kontaktloses Bezahlen

Amex, Mastercard und Visa erlauben das kontaktlose Bezahlen ohne PIN-Eingabe bei Beträgen unter 50 €. Ob dieses Limit auch tatsächlich gewährt wird, hängt von dem jeweiligen Kartenaussteller ab, also zum Beispiel der Hausbank. Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK), die unter anderem hinter der girocard (früher EC-Karte) steht, will das bisherige Limit von 25 € bei der Kontaktlos-Zahlung ohne PIN-Eingabe auf 50 € erhöhen.

2. Mobile Wallets

Es gab noch nie einen besseren Zeitpunkt für den Einsatz mobiler Wallets wie jetzt, in der Zeit der größtmöglichen Kontaktreduzierung. Denn bei der mobilen Wallet gibt es in der Regel kein Transaktionslimit, solange man bei Nutzung der digitalen Brieftasche Zahlungen per Fingerabdruck oder Gesichtserkennung authentifizieren kann. Dies macht die Wallet-Zahlung zu einer der sichersten Möglichkeiten, um etwas zu bezahlen.

Zu den weit verbreiteten Wallets gehören diejenigen von Apple Pay, Google Pay und Samsung Pay. Sie alle funktionieren über einen NFC-Chip, der im iPhone und in den meisten neuen Android- und Samsung-Smartphones eingebaut ist, obwohl Samsung Pay auch die MST-Technologie unterstützt, die von vielen Terminals akzeptiert wird. MST steht für Magnetic Secure Transmission, was auf Deutsch soviel heißt wie „sichere magnetische Übertragung“. Apple Pay kann auch mit Hilfe der Apple Watch genutzt werden. Man braucht also das Smartphone nicht extra zum Bezahlen aus der Tasche herausnehmen.

Kunde bezahlt mit Apple Pay
Kontaktlose Zahlung mit dem Smartphone an einem Kartenterminal

Wenn Ihr Kartenterminal Karten mit Kontaktlos-Funktion akzeptiert, sollten Sie auch in der Lage sein, Apple Pay und Google Pay zu akzeptieren. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Zahlungsanbieter, ob Ihr Terminal auch Samsung Pay akzeptiert, da es hier Ausnahmen geben kann.

Bei Transaktionen oberhalb des Kontaktlos-Limits empfehlen wir, dass Sie Ihre Kunden ermutigen sollten, eine mobile Wallet zum Bezahlen zu verwenden, um die Berührung des Terminals mit den Fingern zu verhindern.

3. Manuelle Eingabe der Kartendaten

Bestimmte Kartenterminals verfügen über die Möglichkeit, die Kartendetails manuell einzugeben. Bei den meisten herkömmlichen Terminals, etwa von Verifone und Ingenico, kann man diese Funktion aktivieren, was allerdings vom jeweiligen Zahlungsdienstleister genehmigt werden muss.

Alternativ dazu kann man bei einigen Kartenlesern, die im Zusammenspiel mit einer mobilen App funktionieren, ebenfalls die Möglichkeit zur manuellen Eingabe der Kartendetails haben. Je nach Anbieter kann es aber vorkommen, dass der Kunde noch die physische Karte zur Verifizierung der Zahlung vorweisen muss.

E-Commerce

Der Verkauf über einen Onlineshop ist eine gängige Möglichkeit, Zahlungen ohne die Präsenz des Kunden zu akzeptieren. Aber haben Sie die Zeit und die Fähigkeiten, einen solchen Onlineshop einzurichten?

Es gibt verschiedene Konzepte im Bereich des E-Commerce, von denen sich einige schneller umsetzen lassen als andere. Folgende Optionen gibt es:

1. Eigenständiger Onlineshop

Dies ist Ihre ganz eigene Website, auf der die Besucher Produkte oder Dienstleistungen kaufen können und auch gleich bezahlen können. Der schnellste Weg, einen Onlineshop einzurichten, ist über ein Baukasten-System, bei dem ein Zahlungssystem integriert ist und alles andere, das für den Betrieb der Website erforderlich ist.

Es ist einfach, eine Website mit Wix ADI (Artificial Design Intelligence) zu erstellen

Einzelhändler benötigen in der Regel einen Shop-Bereich, in dem die Benutzer Produkte in einen Einkaufswagen legen und bezahlen können, sobald sie alle gewünschten Produkte ausgewählt haben. Wenn Sie Lebensmittel zum Liefern anbieten, sollte der Shop eher wie eine Speisekarte oder ein Bestell-Formular aussehen, unabhängig davon, ob Sie die Option Click and Collect (Bestellung online, Abholung vor Ort im Geschäft) oder die Lieferung nach Hause anbieten.

2. Social Selling

Beim Social Selling werden Kundenkontakte über soziale Netzwerke hergestellt und gepflegt. Social Selling umfasst das Posten von Zahlungslinks in Instant-Messaging-Diensten wie WhatsApp oder dem Facebook Messenger (möglich mit Shopify). Auch die Integration einer Shopping-Funktion in einem Social-Media-Profil gehört zum Social Selling.

Sie können zum Beispiel auf einer Facebook-Unternehmensseite eine Schaltfläche mit der Bezeichnung „Shop“ hinzufügen, unter der Produkte oder Dienstleistungen aufgelistet sind, die Interessenten kaufen können. Es liegt an Ihnen, ob Sie dem Kunden dann einen Zahlungslink in einem Facebook-Chat oder einen Link zu einer Bezahlseite, die nicht in Facebook integriert ist, von der Produktauflistung aus mitteilen.

Ein Shop auf Facebook

Auch das soziale Netzwerk Instagram können Sie zum Verkaufen von Waren und Dienstleistungen nutzen. Instagram-Posts können Sie mit Ihrer Website verknüpfen, so dass die Nutzer einen Artikel, der in dem Bild des Posts auftaucht, kaufen können. Man kann extra Schaltflächen in dem Instagram-Post anlegen, die der Nutzer, der den jeweiligen Artikel kaufen möchte, anklicken kann.

3. Profil auf einer Verkaufsplattform

Künstler, Kreative und Hersteller können auf dem Online-Marktplatz Etsy ein Profil erstellen, das über ein integriertes Zahlungssystem verfügt. Diese Verkaufsplattform bietet Ihnen im Grunde genommen die Möglichkeit, ein Mini-Geschäft unter vielen anderen einzurichten. So können Sie von einer großen Anzahl an Nutzern profitieren, die nach Dingen wie Schmuck, Kleidung oder selbstgemachtem Briefpapier suchen.

Alternativ kann man auch eBay, Amazon Marketplace oder eine der vielen branchenspezifischen Marktplatz-Plattformen nutzen, auf denen Sie mit anderen Unternehmen wie dem Ihren in Konkurrenz treten können. Als nachhaltiger Anbieter kann man zum Beispiel die Plattform Avocadostore nutzen, um zum Beispiel Fair-Trade-Kleidung oder nachhaltige Produkte etwa aus dem Bereich Wohnen anzubieten. Der Weg über eine Verkaufsplattform ist eine großartige Möglichkeit, neue Kunden zu gewinnen, da es sich bei diesen Plattformen in der Regel um schon länger existierende Webseiten handelt, denen die Kunden bereits vertrauen.

4. Eingebetteter „Jetzt bezahlen“-Link auf der Webseite

Die meisten E-Commerce-Anbieter bieten Ihnen auch die Möglichkeit, eine Schaltfläche etwa mit der Bezeichnung „Jetzt bezahlen“ zu erstellen, die Sie auf einer Webseite einbinden können, auf der Ihre Produkte und Dienstleistungen aufgeführt sind. Die Transaktion wird dann von einem Zahlungsdienstleister wie PayPal abgewickelt.

Bezahlen mit QR-Code

Eine weitere kontaktlose Zahlungsmethode ist das Abscannen eines QR-Codes mit Hilfe eines Smartphones von einem Beleg oder direkt von einem Bildschirm. Die Zahlung mit Hilfe von QR-Codes steckt in Deutschland aber noch in den Kinderschuhen. In China ist die QR-Code-Zahlung weit verbreitet, weshalb sie hierzulande speziell für Touristen aus China eingerichtet wird. Die Firmen Concardis und Wirecard arbeiten dazu mit dem chinesischen Bezahlsystem Alipay zusammen, das nach eigenen Angaben eine Milliarde Nutzer haben soll.

QR-Code-Zahlung auf einem Markt
QR-Code-Zahlung beim Einkaufen

Auch in Onlineshops kann man Kunden das Zahlen per QR-Code anbieten, sofern man zum Beispiel mit dem Online-Bezahldienst Stripe zusammenarbeitet. Über Stripe können Kunden Alipay, Bancontact oder WeChat für die Zahlung auswählen und werden dann auf die jeweilige Seite dieser drei Bezahlsysteme weitergeleitet, wo man dann einen QR-Code einscannt und anschließend den Zahlungsvorgang mit einem Code bestätigt.

Der Acquirer Adyen bietet die QR-Code-Zahlung über WeChat und Alipay an. Alipay kann dabei sowohl zur Bezahlung auf mobilen Geräten ohne QR-Code genutzt werden als auch für das Scannen des QR-Codes vom Desktop-Bildschirm oder vom Kartenterminal-Display.

Zahlungslink versenden oder teilen

Eine unkomplizierte Möglichkeit, einen Kunden um die Zahlung eines bestimmten Betrages zu bitten, ohne dass der Kunde selbst präsent sein muss, ist das Versenden eines Zahlungslinks. Klickt der Kunde auf diesen Link, erhält er alle nötigen Zahlungsinformationen und kann die Zahlung in der Regel gleich über den jeweiligen Zahlungsdienstleister, der den Link zur Verfügung stellt, abwickeln.

Der Online-Bezahldienst PayPal bietet zum Beispiel über seinen Service PayPal.Me das Verschicken eines solchen Zahlungslinks an, bei dem man auch den zu zahlenden Betrag angeben kann. Ferner kann man den Link personalisieren, indem man seinen Unternehmensnamen zu einem Teil der Link-Adresse macht. Dies geht aber nur, wenn der Name noch nicht von einem anderen PayPal.Me-Nutzer zu diesem Zweck verwendet wird. Voraussetzung für die Nutzung von PayPal.Me ist allerdings die Einrichtung eines PayPal-Geschäftskontos.

Wie man einen Zahlungslink mit PayPal.Me erstellt

Der PayPal.Me-Zahlungslink kann per E-Mail, SMS, in einer Rechnung oder über die sozialen Medien versendet beziehungsweise geteilt werden. Klickt der Kunde auf den Link, sieht er Ihren Unternehmensnamen und den zu zahlenden Betrag und kann durch einen weiteren Klick den Bezahlvorgang über PayPal durchführen.

Auch andere Zahlungsdienstleister bieten die Möglichkeit an, Zahlungslinks zu versenden. Bei SumUp besteht diese Möglichkeit im Rahmen der Zahlungsmethode „Mobiles Bezahlen“. Nachdem der Kunde den Link zum Beispiel per E-Mail erhalten hat und auf diesen geklickt hat, muss er seine Kreditkartendaten auf der Seite eingeben, die ihm angezeigt wird, und die Zahlung anschließend bestätigen.

Concardis bietet in diesem Zusammenhang den sogenannten Paylink an, über den der Kunde individuelle Zahlungsformulare, virtuelle Terminals oder einen personalisierten One-Page-Shop aufrufen kann.

Virtuelles Terminal: Kreditkartendaten selbst eingeben

Eine weitere Möglichkeit, Zahlungen ohne Kontakt zum Kunden anzunehmen, sogar ohne dessen Präsenz, bietet das sogenannte virtuelle Terminal. Die Kreditkartendaten werden dabei über ein Webformular eingegeben. Ein virtuelles Terminal eignet sich insbesondere für die Bezahlung von Bestellungen über das Telefon.

Virtuelles Terminal-Zahlung
Für Zahlungen per Telefon kann ein virtuelles Terminal verwendet werden

Normalerweise muss der Händler neben den Kreditkarteninformationen wie Name des Karteninhabers, Kartennummer, Ablaufdatum der Karte und Sicherheitscode auch eine Beschreibung des gekauften Artikels oder der Dienstleistung angeben sowie der zu zahlende Betrag eingegeben werden. Anschließend muss man nur noch auf „Zahlung durchführen“ klicken.

Auch myPOS bietet mit dem sogenannten „MO/TO virtuelles Terminal“ eine Alternative zum physischen Terminal an. Das virtuelle Terminal von myPOS ist auf Desktop, Laptop, Tablet und dem Smartphone nutzbar.

Fazit

Welche der aufgeführten Lösungen die beste für Sie ist, hängt auch von Ihrer Kundschaft ab. Überlegen Sie sich, welche Zahlungsmethode ohne Kundenkontakt am besten zu Ihrer derzeitigen Zahlungsinfrastruktur passt und den von Ihnen angebotenen Produkten beziehungsweise Dienstleistungen.

Wenn vielen Ihrer Kunden bestimmte Zahlungsmöglichkeiten – wie etwa die mobile Wallet – unbekannt sein sollten, ist es sinnvoll, mehrere kontaktlose Zahlungsmethoden anzubieten. Die Benutzerfreundlichkeit des Bezahlvorganges ist besonders wichtig bei Distanzzahlungen, wenn der Händler nicht dabei ist. Denn es kann sehr schnell passieren, dass der Kunde seine Meinung über einen Kauf ändert, wenn irgendetwas im Bestellprozess hakt.